Als sich Matthias Albrecht, Trainer des SC DHfK Leipzig, beim Stand von 3:13 in der 14. Minute gezwungen sah, seine zweite Auszeit zu nehmen, war glockenklar, in welche Richtung dieses Spiel abdriften würde.
Die Handball-Männer der HSG Eider Harde feierten einen perfekten Einstand in die neue Saison der 3. Liga Nord-Ost. 37:26 (22:13) besiegten sie die U23-Reserve des DHfK. Diese zwei Punkte hatten oberste Priorität. Bloß kein „Cottbus 2.0“.
Rückblick: Vor einem Jahr am ersten Spieltag unterschätzte die HSG den Aufsteiger aus der Lausitz und kassierte eine ärgerliche Auftaktpleite. „Umso glücklicher sind wir jetzt, dass wir den Auftakt gewonnen haben“, berichtet Eider-Kapitän Georg Rohwer. Und trotzdem: Restlos zufrieden waren die Gäste, die am Sonnabend auf Platz eins der Tabelle sprangen, nicht. Häh, wieso nicht?
„Weil wir die Leipziger in der zweiten Halbzeit wieder Morgenluft haben schnuppern lassen“, verrät Rohwer, der gemeinsam mit seinen Teamkameraden Probleme hatte, gute Lösungen gegen die offensive Abwehr des DHfK zu finden. Obwohl ihnen ihr Trainer welche ins Lastenheft geschrieben hatte. „Wir haben explizit Auftakthandlungen gegen offensive 3:2:1-Formationen trainiert. Und dann spielen wir das Ding im 7 gegen 6 nur einmal richtig zu Ende. Das war zu wenig, das hat mich geärgert, aber genauso hat das die Jungs geärgert. Das stimmt mich dann wieder positiv, dass wir trotz eines Elf-Tore-Auswärtssiegs nicht komplett zufrieden aus der Halle gehen“, bilanziert Hinrichsen. Mehr als auf fünf Tore (17:22) kamen die sehr jungen Gastgeber (viele Baujahr 2006) allerdings auch nicht mehr heran.
Rohwers und Hinrichsens Fazit offenbart darüber hinaus weitere Erkenntnisse. Und zwar die gestiegenen Ansprüche der HSG. In der fünften Drittliga-Saison in sechs Jahren und einem fünften Platz in der Spielzeit 2024/25 möchte die eingespielte Mannschaft ihr Potenzial über die gesamte Saisonlänge zeigen. Das Leistungsvermögen sahen die vielen mitgereisten Eider-Fans in der riesigen Quarterback Immobilien Arena vor allem in den ersten 15 Minuten. Vor fast leeren Rängen – 350 Fans verteilten sich auf 7.000 Sitzplätze – bewahrten die Gäste die volle Fokussierung.
„Das war das Beste, was ich seit Langem gesehen habe“, meinte Coach Hinrichsen, „von der Konzentration her, von der Emotionalität, vom Abschluss, vom Zweikampfverhalten, von allem“, frohlockte der Trainer.
Später im Spiel, als die Leipziger auf die eingangs erwähnte 3:2:1-Abwehr umstellten, wurde das Spiel der HSG individueller. Dann konnte Neuzugang Malte Abelmann-Brockmann mit seiner Tiefe glänzen, auch Jari Glumm brach immer wieder durch die Lücken in der Defensive der Hausherren. Souverän und erwachsen brachten die Eider-Handballer ihre ständige Führung ins Ziel. Gespannt sein darf man auf die Heimspielpremiere am nächsten Sonnabend gegen Liganeuling SV 04 Plauen-Oberlosa, der überraschend Eintracht Hildesheim an diesem Wochenende schlagen konnte. Dann dürfte das Motto der HSG wieder lauten: Bloß kein „Cottbus 2.0“.
Schmidt, Haack; Heckel (5), Rohwer (3), Kock (1), J. Oettershagen, Schneider (4), Mumm (4/1), Glumm (5), Heinemann (5), Frahm (2), Hamann (1/1), Abelmann-Brockmann (2), Hartwich (5)
